Klassische Profile - Teil 1
Profile gehören von jeher zu den Gestaltungsmitteln des Schreiners. Sie machen aus dicken Tischplatten elegante Tafeln, aus einfachen Regalböden abwechslungsreiche Objektträger und aus schlichten Möbelfronten interessante Strukturen. Sie können verbergen oder betonen, verschlanken oder beschweren. Mit gekonnt eingesetzten Profilen wird aus einem schlichten Entwurf ein modernes Möbelstück.
 

Aus welchen Elementen sind Profile aufgebaut?

Alle Profile basieren im Grunde auf den geometrischen Grundformen Kreis, Quadrat und Dreieck. Im Zusammenhang mit Profilen spricht man dabei von Hohlkehle, Stab und Wulst, Platte (Falz) und Fase. Aus einer Kombination dieser Grundelemente in unterschiedlichen Gewichtungen lassen sich nahezu alle klassischen Profile zusammensetzen.

Aus welchen Elementen sind Profile aufgebaut

Während beim Fällen ein horizontaler Schwung die Holzfasern durchschneidet, treibt beim Spalten eine vertikale Bewegung die Fasern auseinander

 

Profile im Wandel der Zeit

Verglichen mit früheren Epochen werden Profile heute sehr sparsam eingesetzt. Sie runden die Möbelgestaltung ab, oft sogar im wörtlichen Sinn. Früher waren Profile ein wesentliches, dominierendes Gestaltungsmittel der Möbelbauer. Ihr Aussehen passte sich den vorherrschenden Gestaltungslinien der jeweiligen Epoche an. Waren sie in der Gotik (A) noch stark hinterkehlt und die einzelnen Elemente scharf voneinander abgetrennt, wurden sie in der Renaissance (B) fein gegliedert, flach und zusammenhängend. Barockprofile (C) waren meist scharf kontrastiert, wobei ein Hauptelement wie Wulst, Karnies oder auch Hohlkehle dominierte. Im darauffolgenden Rokoko (D) wurden Profile wieder zierlicher, feingliedriger und auch wieder vermehrt hinterschnitten, einzelne Teile schienen zu schweben.

Profile im Wandel

Im Klassizismus folgte dann die Rückkehr zu klassischen Formen wie Platte und flaches Karnies. Das Biedermeier blieb bei den klassischen Formen, sie wurden jedoch schlichter und eleganter eingesetzt. Im Jugendstil flossen die Formen nahezu ineinander, Profile gingen teils übergangslos in Flächen über. Das Bauhaus stand die Funktion im Vordergrund, Aspekte der industriellen Fertigung verdrängten aufwendige Profile.

Wie wirken Profile?

 
Verhältnisse einzelner Profilelemente

Die Verhältnisse der einzelnen Profilelemente untereinander haben großen Einfluss auf seine Wirkung. Die oben gezeigte Karnies-Profile bauen alle auf den gleichen Elementen auf, wirken jedoch ganz unterschiedlich. Eine Hohlkehle wirkt leichter als ein Stab oder Wulst.

Optische Wirkung

Die optische Wirkung von Profilen hängt sehr stark vom Blickwinkel des Betrachters ab. Je nachdem, ob ein Profil als Fries oder Kranz, als Träger oder Quersprosse oder im Sockel verbaut wird, treten andere Elemente hervor und seine optische Wirkung verändert sich.

Orientierung

Auch die Orientierung bzw. der Lichteinfall auf ein Profil verändert seine Optik. Eine lange Fase kann beispielsweise eine massive Tischplatte leichter erscheinen lassen oder - umgekehrt - einer dünnen Platte optisch mehr Gewicht verleihen.

Klassische Profile

Viele Profile haben sich in der Möbelgestaltung etabliert. Einige haben leicht verständliche Namen, andere oft historisch begründete Bezeichnungen, die nicht jeder kennt.

Die Hohlkehle ist ein einfaches und vielseitig einsetzbares Basisprofil, oft mit einer oder zwei Platten kombiniert (oben rechts). Mehrere parallellaufende Hohlkehlen werden als Kannelierung bezeichnet (unten links).

Hohlkehle
Stab

Der Stab bildet die Gegenform zur Hohlkehle. Je nach Größe des hervorspringenden Kreisausschnittes spricht man zum Beispiel von Halbstab (o. l.) oder Viertelstab (o. m.). In Kombination mit einer Platte oben und unten verwendet man den Begriff »Deutscher Stab« (o. r.). Um Tischplatten mit einem stützenden Übergang abklappen oder ansetzen zu können, eignet sich eine Kombination aus Viertelstab und Hohlkehle (u. m. r.). Eingelassene Scharniere setzen den Drehpunkt der Verbindung genau auf den Mittelpunkt der Radien.

Wulst

Beim Wulst handelt es sich um einen Kreisausschnitt (links) bzw. eine elliptische Grundform (rechts). Er kann sowohl zurückgesetzt (mittig) als auch hervorspringend eingesetzt werden und wirkt dann optisch sehr unterschiedlich.

Karnies

Das Karnies ist die Kombination von Hohlkehle und Viertelstab, die fließend ineinander übergehen. Es wird oft auch als Glockenprofil (1) oder römisches Profil bezeichnet. Je nach Gewichtung und Verlauf der beiden Elemente, spricht man von einem liegenden (2) oder stehenden (3) oder gestreckten Karnies.

Schweizer Kante

Die sogenannte Schweizer Kante ist ein oft genutztes Profil bei Tischplatten und Fachböden, da sie das Volumen der Kante stark reduziert und selbst massive Platten elegant wirken lässt. Es gibt keine Norm für dieses Profil. Meist handelt es sich um eine lange Fase (mit z. B. 25°), die mit einem Stab oder einer Platte abschließt.